Deutscher Weltraumbahnhof in der Nordsee: Bundesregierung nimmt Abstand

Eigentlich sollen schon ab dem kommenden Jahr kleine Satelliten von der Nordsee aus ins All gestartet werden. Die Bundesregierung stellt die Pläne nun infrage.

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So soll ein Start aussehen.

(Bild: GOSA)

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Die neue Bundesregierung nimmt offenbar Abstand von den Plänen für einen deutschen Weltraumbahnhof in der Nordsee. Aus ihrer Sicht sei es nicht entscheidend, dass Satelliten aus Deutschland gestartet werden können, sagte Anna Christman, die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, der Augsburger Allgemeinen. "Es könnte auch ein anderes europäisches Land sein", meint sie. Attraktive Standorte seien etwa Schweden und Norwegen. Zwar sei die Nordsee eine Option, aber bei den diesbezüglichen Plänen gebe es Probleme mit der Umweltverträglichkeit und der Praktikabilität, sagte die Bundestagsabgeordnete von den Grünen.

Die Planungen für einen deutschen Weltraumbahnhof hatten mit einer Erklärung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ihren Ausgang genommen. Der hatte im Herbst 2019 in der "Berliner Weltraumerklärung" acht konkrete Vorschläge an die Politik formuliert. In Deutschland müssten die Voraussetzungen für den Bau eines privaten Raumhafens geschaffen werden, war einer davon. Die damals amtierende Bundesregierung hatte sich damit offenbar immer mehr anfreunden können und Unterstützung signalisiert. Zwar hatte sie die Pläne nicht direkt befürwortet, aber eine "New-Space-Kleinsatelliten-Initiative" zur gezielten Stärkung der deutschen Raumfahrtindustrie angekündigt.

Vorangetrieben werden die Pläne derzeit von der Ende 2020 gegründeten German Offshore Spaceport Alliance (GOSA). Die will spätestens 2023 von einer Plattform in der Nordsee Trägerraketen starten, die Kleinsatelliten ins All bringen, spricht aber selbst von einem ambitionierten Ziel. Dafür soll ein spezielles Schiff mit einer Rakete und deren Nutzlast beladen werden, aufs Meer hinausfahren und dort dann die Rakete starten lassen. Christman würde den Fokus dagegen lieber auf Raketen-Prüfstände legen. Die gebe es in ganz Europa, während in Deutschland kaum getestet werde, sagte sie noch der Augsburger Allgemeinen.

(mho)